Seit dem 1. November müssen laut der ECE-Richtlinie R64 alle neu homologierten Fahrzeugmodelle mit einem Reifendruckkontrollsystem (RDKS, englische Abkürzung TPMS) ausgestattet sein. Diese Pflicht wird den Reifenservice in den Kfz-Betrieben nach einer gewissen Anlaufzeit sehr stark beeinflussen – spätestens wenn ab dem 1. November 2014 die Übergangsfrist endet und alle Neuwagen ein RDKS besitzen müssen.
Der Reifenservice-Spezialist Rema Tiptop, ein Unternehmen der Stahlgruber-Gruppe, hat auf einer Pressekonferenz am 28. November seine Produkte und Dienstleistungen zum Thema RDKS vorgestellt. Außerdem hat das Unternehmen untersucht, wie stark das Vorhandensein eines direkt messenden Reifendruckkontrollsystems die Arbeitszeit beim Räderwechsel beeinflusst.
Passende Sensoren müssen auf Lager sein
Die Zahlen sollten den Werkstätten zu denken geben, denn sie werden die gewohnten Prozesse im Reifenservice – vor allem in der saisonbedingten Wechselzeit – deutlich verändern. Heute kann ein routiniertes Werkstattteam den Wechsel von Sommer- auf Winterräder von der Annahme bis zur Rückgabe des Autos in 15 Minuten durchführen. Zukünftig könnte der Prozess folgendermaßen aussehen: Kommt ein Fahrzeug mit RDKS in die Werkstatt, müssen die Sensoren zuerst ausgelesen werden, um ihren Zustand festzustellen. Dann muss der Mitarbeiter die passenden Sensoren identifizieren und auslagern (die der Betrieb hoffentlich auf Lager hat), Sensoren und Winterreifen auf die Felge montieren und wuchten. Dann erfolgt die Montage ans Auto und das Anlernen der neuen Sensoren ans Steuergerät mit einem entsprechenden Diagnosetool. Für diesen Ablauf hat Stahlgruber eine Prozesszeit von 38,5 Minuten ermittelt – 2,5 mal soviel wie bislang.
Erfolgt der Reifenwechsel auf Termin, kann der Betrieb immerhin damit Zeit sparen, dass er die Räder mit den passenden Sensoren bereits vormontiert. Eine andere Möglichkeit ist es, nicht die modellspezifischen Originalsensoren zu verwenden, sondern Universalteile, die sich per Programmierung an fast jedes Fahrzeug anpassen lassen. Solche Sensoren stellen beispielsweise die Firmen Alligator (Sens.it) und Schrader (EZ-Sensor) her.
Sensoren anlernen kostet Zeit
Selbst wenn keine neuen Sensoren nötig sind – beispielsweise weil die Reifen auf den vorhandenen Felgen ummontiert werden – muss die Werkstatt das RDKS bei der Zeitplanung ins Kalkül ziehen. So sollte bei jedem Reifenwechsel die Funktionsweise des Systems vor und nach der Arbeit geprüft und dokumentiert werden, um dem Kunden gegenüber auf der sicheren Seite zu sein. Zweitens empfehlen die Sensorhersteller, stets den sogenannten Servicekit zu wechseln, also Dichtungen, Mutter, Ventileinsatz und -kappe.
Außerdem gibt es mehrere Verfahren, neue Sensoren mit dem RDKS-Steuergerät zu „verheiraten“, die unterschiedlich viel Zeit kosten. Am schnellsten geht es mit einem speziellen Diagnosegerät – Stahlgruber bietet beispielsweise das Modell Profiler TPM II an. Bei manchen Autos sind bestimmte Prozeduren mit dem Zündschloss und anderen Bedienelementen im Auto auszuführen. Beim einfachsten, aber auch zeitraubendsten Verfahren verbinden sich die Sensoren während der Fahrt automatisch mit dem Steuergerät. Üblich ist beispielsweise eine 15-minütige Fahrt mit mindestens 20 km/h. Das klingt banal, dürfte aber die Prozesse im Autohaus noch mehr durcheinanderbringen. Denn der Betrieb sollte diese „Probefahrt“ nicht an den Kunden delegieren, denn er muss sicherstellen, dass das RDKS bei der Fahrzeugrückgabe funktioniert.